Freitag, 30. August 2013

Rezension "Heul doch!", Generalanzeiger 10.08.2013



Junge Forum Kunst Siegburg e.V.

Beim Workshop "Heul doch" steht Spaß an erster Stelle

SIEGBURG.  "Heul doch" lautete der Titel eines Theaterworkshops, der in dieser Woche im Rosengarten auf dem Michaelsberg stattfand. Das Motto nahmen die vier Mädchen und drei Jungen zwischen zehn und 15 Jahren indes nicht wörtlich. Der Workshop machte ihnen offenkundig eine Menge Spaß und vermittelte ihnen zugleich die Fähigkeit, sich in Körpersprache und Mimik besser auszudrücken, in die Gefühle anderer hineinzuversetzen und selbstbewusster zu werden. Die Aufführung ist am Samstagabend.
Unter Leitung der Siegburger Schauspielerin Julia Torres beschäftigten sich die sieben Teilnehmer mit universalen Gefühlen wie Freude, Wut, Hass, Liebe, Trauer und Angst. Es ist nicht einfach, "sich gehen zu lassen", deshalb darf laut Torres jeder entscheiden, was er machen möchte und was nicht. Der Spaß steht an erster Stelle, keiner soll sich unwohl fühlen oder gar schämen.
Bei kleinen Szenen, in denen die einzelnen Emotionen umgesetzt werden, spielt nur mit, wer will, niemand wird zu etwas gezwungen. Rio (10), erstmalig dabei, graut es beispielsweise davor, einen Verliebten zu mimen. "Niemals" sagt er und schüttelt energisch den Kopf. Die Workshop-Leiterin sorgt aber auch dafür, dass die Rollen immer abwechselnd verteilt sind. Wenn etwa ein Kind ein anderes im Spiel "niedermacht", muss es auch zum Rollentausch bereit sein.
Das stellt das Gleichgewicht wieder her und die Nachwuchs-Schauspieler lernen die Sicht aus verschiedenen Perspektiven. Janina (13), die zum zweiten Mal am Workshop im Rahmen der Sommerakademie des Jungen Forums Kunst teilnimmt, berichtet von ihren Erfahrungen. "Ich habe keine Angst mehr vor Mobbing", sagt sie. In einer brenzligen Situation denkt die Realschülerin aus Siegburg: "Was habe ich bei Frau Torres gelernt, wie verhalte ich mich jetzt am besten?" Die übrigen Kursteilnehmer sind von deren Tipps genauso begeistert.
Die elfjährige Katinka wird jeden Morgen von ihrer Mutter von Neunkirchen nach Siegburg gebracht und nachmittags wieder abgeholt. "Theatererfahrung" hat die Gymnasiastin bereits bei einem Auftritt in der Grundschule gesammelt. Dennoch kann eine Auffrischung ihrer Kenntnisse in Sachen Inszenierung und Methodenrepertoire am Theater nicht schaden. Beides lernt sie in dem einwöchigen Kurs nämlich ebenfalls. Nach viel Theorie und praktischen Übungen wird zum Abschluss ein kleines Stück einstudiert.
Das Junge Forum Kunst Siegburg e.V. lädt für Samstagabend zum Abschlussfest der 16. Sommerakademie auf der Wiese oberhalb des Spielplatzes auf dem Michaelsberg ein. Beginn der Vorstellung des Theaterworkshops ist um 18 Uhr.


Freitag, 2. August 2013

Rezension "Räuber Ratte", General-Anzeiger


General-Anzeiger, 06.07.2013
KITA KINDERREICH IN SIEGBURGFast wie professionelle Schauspieler


Foto: Jürgen Ludwig

Die Kinder der Kita Kinderreich in Siegburg haben das Stück "Räuber Ratte" nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Axel Scheffler einstudiert. In der Studiobühne führten sie die Geschichte aus dem Tierreich auf, fast wie die Profis. 

Der Frosch trägt knallgrüne Gummihandschuhe an Händen und Füßen, dazu eine gleichfarbige Badepappe. Die Schmetterlinge haben Flügel aus transparentem Stoff. Das Eichhörnchen trägt zwei Eimer mit sich herum, in denen es Nüsse sammelt.
Theater kann so einfach sein. Wenn Kinder Theater machen, muss es sogar so einfach sein. So wie Julia Torres es mit den Kindern der Kita Kinderreich in der Studiobühne vorgeführt hat. Die Schauspielerin hat mit den Vorschulkindern "Räuber Ratte" nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Axel Scheffler einstudiert. Es ist eine Geschichte aus dem Tierreich über gierige Ratten, die den anderen Tieren alles wegessen, gleichzeitig ist es eine Parabel auf Zustände in unserer Gesellschaft.
Das Beeindruckende an der Aufführung war, dass die Kinder wie kleine Schauspieler agierten. Sie fuchtelten nicht herum oder betonten falsch theatralisch. Sie spielten Rollen. Fee etwa war Räuber Ratte, ihre Bande komplettierten Achmet und Jan. Am Liebsten möchte man sie alle namentlich erwähnen, die kleinen begabten Schauspieler. Neben der offenkundig kindgerechten und klugen Regie von Julia Torres darf man auch die Kostümschneiderei (Kristina Sonder) nicht vergessen. Martina Clasen hat angedeutete Bäume für die ansonsten schwarze Bühne gezeichnet.
Dass die Kita-Kinder in der Studiobühne Theater machen, war eigentlich gar nicht geplant. Zunächst ging es nur um einen Theater-Workshop. Da Torres selbst zwei Kinder in der Kita hat, übernahm sie gerne die Leitung.
Die Kinder haben nicht nur ihren Eltern und Großeltern viel Freude bereitet, sondern auch viel gelernt, zum Beispiel über Sprache und Sprechen, über das punktgenaue Arbeiten im Team und natürlich über das Auftreten vor Publikum. In der professionellen Atmosphäre eines richtigen Theaters haben sie möglicherweise auch ihr Interesse an dieser Kunstform entdecken können. Ein sehr nachahmenswertes Projekt mit beeindruckendem Ergebnis!